24. März 2012

Goftogo Ausstellung

Die Deutsch-Iranische Studenteninitiative Goftogo - Dialog organisiert im Sommersemester 2012 eine Fotoausstellung im Kulturladen KFZ Marburg. Im Blickpunkt sollen Erlebnisse und Erfahrungen mit der iranischen Bevölkerung stehen.
Leider konnte man nur vier Bilder einsenden.
Es viel mir schwer aus meinen entsprechende auszuwählen.




27. Januar 2012

Istanbul

Mal ein kleiner visueller Vorgeschmack auf Istanbul

25. Januar 2012

Von Teheran nach Ankara

An meinem letzten Tag in Teheran fand auch meine Abschlussprüfung in der Schule statt. Am Abend zuvor hatte ich mich noch mit meinen iranischen Jungs zum Wasserpfeiferauchen im "Fonus" getroffen, es hieß Abschied nehmen, was nicht gerade sehr leicht war, da man nie weiß wann man sich vielleicht wieder sieht und die iranische Mentalität, die mit solch einer Situation sehr emotional umgeht, machte es mir nicht leichter.
Die Prüfung hatte ich bestanden, aber ich brauchte vor meiner Abreise noch mein Zertifikat, das war das Problem. Ich hatte knapp eine Woche vorher Bescheid gegeben, dass ich Mittwochabend aus Teheran losfahre und dass sie alles fertig machen sollen. Ich ging demnach guten Gewissens in das Büro für diese Angelegenheit und es war natürlich zu viel verlangt gewesen, ausser einer sehr unsympathischen Aufforderung die Tür von Außen zuzumachen schlug mir nichts entgegen. Dennoch hielt ich nach den anfänglichen Schwierigkeiten mein Abschlusszeugnis knapp zwei Stunden später in Händen, ich bin froh das es überhaupt noch geklappt hat.
Die zwei Stunden hatten jedoch meinen ohnehin schon knappen Zeitplan vollends ruiniert. Also noch schnell von Kommilitonen verabschieden, einen letzten Cappuccino mit Sindra in meinem Lieblingscafé "Lamiz", zurück ins Studentenwohnheim, Sachen packen und Zimmer ausräumen, ungespültes Geschirr einfach in der Spüle stehen lassen, alles was nicht in den Rucksack passt verschenken oder wegwerfen (das ist einiges), zu einer befreundeten Familie fahren, um dort noch "Tschüss" zu sagen, aber vorher noch ein paar Shirinies (süße Gebäckstücke) als kleine Aufmerksamkeit kaufen, dort dann Verabschieden und noch nen Tee trinken, wieder eine eher traurige Angelegenheit, dann schnell los, mehr als zwei Stunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bahnhof fahren, mit dem Taxi hät's wahrscheinlich drei gedauert, geschafft. Jetzt liegen vor mir nur großzügig berechnete 60 Stunden Zugfahrt nach Ankara.

meine Crew

im Süden Teherans liegt der Bahnhof

Ich muss noch eine ganze Weile in der Bahnhofshalle warten, die ganze Hast also umsonst, aber nein lieber zu früh da sein, ne. Ich merke, dass mir der Abschied doch schwerer fällt als angenommen. Ich habe Teheran gern gewonnen. Jemand gibt das Zeichen, dass der Zug betreten werden kann und reißt mich so aus meiner Wehmut, los geht's. Ein bestimmtest Abteil und einen Sitzplatz wird mir zugewiesen, ein Fensterplatz. In meinem Abteil reisen außer mir noch drei weitere Personen, ein Herr Mitte-Ende 40 aus Mashad und zwei Luren in etwa meinem Alter. Eine Unterhaltung über Wirtschaft ist im Gange als ich das Abteil betrete, vor allem die Inflation des Iranischen Rials ist ein Thema, ich verstehe zwar alles, kann und möchte auch nicht mitreden, was die anderen wohl als unhöflich ansehen werden, solange bis sie merken, dass ich Ausländer bin. Aber ich finde noch keinen Einstieg oder keine Gelegenheit mich vorzustellen. Der Typ aus Maschad macht die ganze Zeit so ein "nttttt nttttt nttttt"-Geräusch während die anderen die aktuellsten Nachrichten kundgeben. Die Luren: "Es ist illegal Dollar zu tauschen." Er: "nttttt", die Luren: ", die Es wird genauso geahndet wie Schmuggel." Er: "nttttt" die Luren: "Man will das Internet verstaatlichen" Er: "nttttt". Er drückt damit seine Zustimmung, sein Erstaunen und sein Bestürzten aus. Es nervt mich.

Lurenfüße und meine natürlich

Der Zug fährt sehr langsam und wir halten oft und lange. Ich gehe also nach einem Abendsnack schlafen. Sogar, wer hätte es für möglich gehalten, halten wir zum Beten an. Natürlich hab ich mich inzwischen ausführlich vorgestellt und meine Lebensgeschichte bis ins Detail erläutert, warum ich jetzt im Iran war verstehen sie trotzdem nicht und sowieso nicht, warum ich es mir antue mit dem Zug zu fahren.
In Tabris ist ein längerer Stopp eingeplant, das Gepäck wird geprüft. Einer der beiden Luren, Omid, ist der Meinung, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist eine Ladestation für seinen Kameraakku zu kaufen, in einem Geschäft, das Außerhalb des Bahnhofs liegen soll. Tja...da hat er sich verspekuliert. Als der Zug losrollt sind die beiden Jungs nicht an Board. Der Herr aus Mashad und ich sitzen da und wissen nicht was wir tun können, gucken nur blöd. Doch schon hält der Zug wieder und wer steigt ein, die Luren. Jetzt sag du mal der Deutschen Bahn, dass sie nachdem sie schon losgefahren war, nochmal anhalten soll, weil da zwei Typen auf den Schienen der Bahn hinterherrennen und noch rein wollen...


In der Nacht erreichen wir den Grenzposten vor der Türkei, wir sind bis jetzt ca. 24 Stunden unterwegs. Alle müssen aussteigen und zu einem kleinen Häuschen, in dem uns ein Grenzbeamter seinen Stempel in unseren Pass reindrücken will. Es dauert natürlich ewig und es gibt zwei Reihen, eine für Frauen und eine für Männer. Das ganze hat so ein Flüchtlingsflair, bei Nacht und Nebel aus dem Iran in die Türkei geflüchtet, nur ein kleiner, dicker und bestechlicher Beamter zwischen mir und der Grenze.




Und endlich ging es wieder weiter, "Alles einsteigen". Stunden später erreichen wir Van, nur war es inzwischen Mitten in der Nacht und eigentlich hatte ich mir vorgestellt am Tag über den See von Van zu fahren. Betten gibt es auf dem Schiff, der Fähre, in die wir jetzt umsteigen müssen auch nicht, nur unbequeme Sitze. Es ist demnach auch nicht an Schlaf zu denken, höchstens diese Minutennickerchen, aus denen du dann martialisch geweckt wirst, weil jemand an dir vorbei will und förmlich auf dich fällt oder weil die Mitreisenden vor dir einfach kein Gespür dafür haben wie laut sie sich eigentlich anschreine, von den kleinen Kindern, die Fangen spielen will ich erst gar nicht anfangen. Außerdem gibt es in jedem Fenster des Schiffes kleine Löcher, wohl zur Frischluftzufuhr. Was allerdings mit sich bringt, dass die Raumtemperatur sich der von Draußen immer mehr assimiliert. Die Minusgrade schleichen sich so in den Passagierraum und außerhalb des Schiffes hat es gute -14°C. Ich friere jedenfalls. Die Reisenden freunden sich aufgrund der Extremsituation untereinander an, stehen auf Deck und Rauchen oder packen ihre Wasserpfeifen aus und versammeln sich in einem umfunktionierten Gebetsraum um dann dort im Nebel unsichtbar zu werden. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass sich ein Deutscher unter den Reisenden befindet, der einige Monate in Teheran gelebt und der persischen Sprache mächtig ist. Das muss man ausnutzen ist der Tenor. Immer wieder gesellen sich neugierige Iraner zu mir und stellen die seltsamsten Fragen zu allen möglichen Themen. Einer will wissen, warum wir die Türkei nicht in die EU aufnehmen, ein anderer fragt mich welche deutsche Universität für Wirtschaftspsychologie die Beste sei und was er tun muss um dort angenommen zu werden. Der Neffe einer Dame wurde aus Deutschland ausgewiesen, weil sein Visum abgelaufen war. Sie fragt wann der frühestmögliche Zeitpunkt für einen neuen Visumsantrag wäre und ob es nun komplizierter wäre eines zu bekommen. Warum ich mit dem Zug reise verstehen sie natürlich nicht. Warum ich im Iran war sowieso nicht.

Mehdi und Icke

Am sehr frühen Morgen, meine Reserven sind dem Ende nahe, erreicht das Schiff das andere Ufer und man wechselt in den türkischen Zug, es dauert wie immer ewig. Meine Müdigkeit zwingt mich zu schlafen und es ist ein wunderbares Gefühl, sich ausstrecken zu können. Doch sehr lange wehrt der Schlaf nicht, es gibt Grund zum Aufstehen, die Luren kommen aus dem Speisewagen zurück. Das bedeutet: mein erstes Bier nach drei Monaten Abstinenz. Man hätte auch im Iran welches haben können, allerdings illegal natürlich. Das einzige Bier das du im Iran im Laden kaufen kannst ist alkoholfrei und ich bezweifle, dass es wirklich gebrautes Bier ist. Schmecken tut es eher wie Eistee und man bekommt es in allen nur denkbaren Geschmacksrichtungen. Alle die schon mal "Delester" getrunken haben wissen wovon ich spreche. Es ist durchaus lecker und eine Alternative zu Karamalz oder Vitamalz, aber eben kein Bier.
Es bleibt natürlich nicht bei einem 0,5er, im Zugrestaurant geht es weiter, nicht sehr lange zwar, da nach der dritten Runde auch schon wieder Schluss ist, die Mischung aus Müdigkeit und Trunkenheit lässt mich jedenfalls sehr gut weiterschlafen. Am Abend trete ich gegen die ganze Bagage im Backgammon an, einige kann ich schlagen, aber nicht alle, die sind nämlich richtig gut und haben Tricks drauf das ahnst du nicht.



Am nächsten Tag erfahre ich, dass der Zug jetzt doch bis nach Istanbul weiterfahren wird. In Iran konnte ich nur bis Ankara buchen. Ich hatte mir schon einen Tag in Ankara eingerechnet und wollte am Abend einen Nachtbus nach Istanbul nehmen, das blieb mir jetzt erspart.
Die nächste Zeit wird mir wieder mit schönen Gesprächen vertrieben. Wir haben Ankara hinter uns gelassen und inzwischen ca. 65 Stunden Zugfahrt in den Beinen. Ein 23 Jähriger Iraner, seinem Dialekt nach wohl aus dem Süden stammend, hat es sich zur Aufgabe gemacht mich von seiner Religion zu überzeugen, was ihm partout nicht gelingt. Er ist der Meinung, dass der Islam, weil er die neuste Religion ist, auch die "vollkommenste" sein muss. Er prangert das Christentum wegen der Dreifaltigkeit an und erzählt mir von Wundern, die in seiner Religion zu gegen sind, ist richtig schockiert als ich ihm sage, dass ich an keine Religion glaube. Das führt schnell zur der Frage wer dann die Welt erschaffen hat? Ihm mit Charles Darwin zu antworten ist meiner Meinung nicht angemessen. Es ist nicht leicht mit religiösen Menschen über die Welt zu diskutieren, irgendwann ist immer der Punkt erreicht, an dem ihre Erklärung "wegen Gott" oder "Gott hat das erschaffen" die Unterredung zum Erliegen bringt. Deshalb bin ich auch sehr erleichtert als Mehdi ins Abteil stürmt und mir von Deutschen im Speisewagen berichtete, ich solle kommen und übersetzen. Ich glaubt ihm natürlich kein Wort, aber will die Chance nutzen um aus dem Gespräch mit "Mohammed" fliehen und folge dem Luren ins Restaurant.
Und tatsächlich war in Ankara eine Gruppe Erasmusstudenten eingestiegen, unter ihnen auch Deutsche. Es tut gut endlich wieder deutsch zu sprechen. Erst halten sie mich natürlich für einen Iraner oder einen Türken und waren gleichermaßen erstaunt, das legt sich aber schnell.
Die Zeit vergeht jetzt schneller und kaum sieben Stunden später sind wir auch schon in Istanbul, man bekommt halt einfach ein anderes Zeitgefühl.

Bahnhof Istanbul

Ich bin wirklich froh den Landweg gewählt zu haben. Es war immens aufregend, anstrengend und vor allem war es extrem lang. Man sehnt sich nach so vielem während der Reise, ob es die Dusche ist (hatte ich erwähnt, dass es ab der türkischen Grenze kein Wasser mehr auf den Zugtoiletten gab?) oder ein kleiner Spaziergang, die deutsche Sprache, das Internet oder ein richtiges Bett. Ein bisschen hat es sich nach Gefängnis angefühlt, zumindest stell ich mir so das Gefühl vor, dass man im Gefängnis hat. Man liegt ständig auf seiner Pritsche, liest und schläft. Die einzige Abwechslung ist der Gang in den Speisewagen.

17. Januar 2012

Khodahafez

Mein Aufenthalt in Teheran und Iran ist morgen zu Ende und ich trete die Rückreise an. Ich werde es jedoch langsam angehen lassen und fahr deshalb mit dem Zug über Ankara und Istanbul. Das war eigentlich mein Plan für die Anreise. Dieser Plan ging allerdings nicht auf, da mein Visum viel zu spät ausgestellt wurde.
Knapp 60 Stunden im Zug....und ab dafür.
In der Türkei hab ich mal ne Woche eingeplant, dann soll es weitergehen nach Ägypten und dort vorallem Kairo.