26. November 2011

Alltag

Nach fast sehs Wochen im Iran ist hier der Alltag eingekehrt. Die Hälfte meines Aufenthalts ist fast rum und ich habe das Gefühl schon immer hier zu sein. Fünf mal die Woche fahre ich morgens zwischen 8:20 Uhr und 8:40 Uhr mit einem privaten Minibus zum etwa 5km entfernt gelegenen Sprachinstitut. 
Der Bus fährt jeden Tag zu einer anderen Zeit, einen strikten Zeitplan gibt es nicht und so passiert es auch manchmal, dass er viel zu spät oder gar nicht kommt. Ich bin dann dementsprechen auch zuspät dran.
Auch hängt es vom Verkehr ab, ob ich mir noch schnell einen Tee oder einen miserablen Instantkaffee vor Schulbeginn ziehen kann. Pünktlichkeit hat hier sowieso eine ganz andere Dimension, wer schon mal in einer Großstadt gelebt hat, und damt meine ich nicht Hamburg oder Berlin, weiß, dass es viele Variablen geben kann, die einen Zeitplan völlig kaputt machen können. Daran muss ich mich noch gewöhnen.



Der Unterricht dauert von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr, um 10:15 Uhr gibt's allerdings noch eine Pause von 30 Minuten, die zum Frühstücken genutzt werden kann.


Mittagessen bietet die instituteigene Kafeteria auch an, meistens ist es jedoch lieblos gekocht und ich besuche ein "Restauran-e Sunnati", das solides Essen für preiswert anbietet.
Fast jeden Tag führt mich mein Weg nach der Schule zu einem Coffeeshop am Tajrish-Square, hier sitze ich dann mit den anderen Ausländern zusammen und wir schlagen die Zeit tot. Zumindest für ein bis zwei Stunden verarbeiten wir Eindrücke und sammeln neue. Schmieden Pläne, was man erleben sollte und welche Orte in Iran zu den "Must See" gehören. Oft zentriert sich auch das Interesse der anderen Gäste auf uns, vor allem auf die blonden Norweger. Total überrascht, dass die dann auch noch "Farsi" sprechen, hört man dann meistens ach dem ersten "Salam" Sätze wie "ey baba farsi kheyli khub baladin", was soviel heißt wie "Sie sprechen aber gut persisch". Ich kann's nicht mehr hören.
Dann irgendwann ist die Zeit gekommen zurück ins Studentenwohnheim zu fahren und sich seinen Hausaufgaben für den nächsten Tag zu widmen. Die Abende vertreibe ich mir entweder mit Basketballtraining, Indoorklettern, Bowling, Essengehen oder Wasserpfeife rauchen, oder halt einfach nur mit meinen Komilitonen Filme schauen.
Eine Kaschemme zu finden, in der es sowohl für Männer als auch für Frauen erlaubt ist Wasserpfeife zu rauchen scheint nicht möglich. Auch daran muss man sich erstmal gewöhnen, dass es sich nicht gehört gewisse Dinge, gewisse Aktivitäten zusammen mit dem weiblichen Geschlecht zu unternehmen. Deshalb auch eine in zwei Teile untergliederte Bowlinghalle, der vordere Teil des Busses für die Männer, der hintere für die Frauen. Es bestehen andere Regeln hier und es ist schwer damit umzugehen. Die Unterteilung der Bevölkerung in zu allererst Mann und Frau ist überall präsent.
Nicht, dass ich ständig Frauen um mich herum haben muss, aber schon alleine die Möglichkeit nicht zu haben nervt.
Die erste Hälfte meines Aufenthalts ist also vorrüber, am Mittwoch steht ein kleiner Test an und dann geht's ab dafür in den Süden, neun Tage Ferien, darauf freu ich mich schon seit sechs Wochen.

13. November 2011

Elbursgebirge und Damavand


Das Elbursgebirge liegt im Norden Irans und trennt Teheran vom Kaspischen Meer. Sein höchster Gipfel ist der Vulkan Damavand mit ca. 5600m liegt etwa 70km nordöstlich der iranischen Hauptstadt, hier auf dem Bild ist er deutlich durch seinen spitz zulaufenden Gipfel erkennbar. Es gibt geführte Touren auf den Damavand. Am ersten Tag steigt man bis auf ungefähr 4000m, am zweiten Tag dann bis zum Gipfel, wenn es das Wetter zuläßt.

8. November 2011

Snowboarden in "Dizin"

Gestern waren wir in "Dizin", das ist ein Skigebiet nördlich von Teheran im Elburzgebirge. Auf einer der vielen Info-Internetseiten von "Dizin", fanden wir die Telefonnummer eines Fahrservices, der uns vor unserem Studentenwohnheim abholte. Eigentlich hatten wir 5:30 Uhr ausgemacht, ob es nun an den verschneiten Straßen oder am iranischen Pünktlichkeitssinn lag, dass er eine Stunde zu spät kam, weiß ich nicht. Dann fuhren wir noch ein paar andere Haltestellen ab um noch mehr Leute mitzunehmen. Angesetzt waren zwar nur zwei Stunden Fahrt bis ins Skigebiet. Doch inklusive Frühstücken auf dem Weg, Liftkarten kaufen sowie Equipment ausleihen, dauerte alles in allem viel zu lange, so dass wir erst so gegen halb 11 die erste Abfahrt in Angriff nehmen konnten. Auf der Piste angekommen wurden wir mit einer herrlichen Sicht auf das Elbursgebirge und auf den Damanvand, der bis zu 5600m hoch ist, belohnt. Die Schneequalität war der absolute hammer und in den Tiefschneeabhängen war meine Spur oft die Erste. Das was man sich in den überfüllten Abhängen der Schweiz, Österreichs oder Frankreichs oft wünscht. Als dann die Lifte um 15:30 Uhr langsam schlossen, war ich dementsprechend "stoked" und dieses zufriedene Lächeln hällt noch an.


Wintersport ist hier im Iran sehr beliebt, was nicht bedeutet, dass die Iraner besonders gute Skifahrer oder Snowboarder sind. Der Grund liegt vielmehr darin, dass das Gebirge das absolute Kontrastprogramm zur Stadt bietet: Vor allem frische Luft und Ruhe.Ausserdem können sich Mann und Frau hier freier bewegen, das Kopftuch kann getrost zu Hause gelassen werden und Sittenwächter hab ich auch keine gesehen. Dennoch ist Wintersport, genauso wie in allen anderen Ländern, extrem teuer und nur für die oberen Bevölkerungsschichten erschwinglich, die viel Zeit und Geld hat.

 vor unserem Studentenwohnheim um 5:30 Uhr
Daniel und Ich vor dem Elbursgebirge, der spitze Berg ist der Damavand




damit so richtig Alpenfeeling aufkommt

...und noch mal von Innen