24. März 2012

Goftogo Ausstellung

Die Deutsch-Iranische Studenteninitiative Goftogo - Dialog organisiert im Sommersemester 2012 eine Fotoausstellung im Kulturladen KFZ Marburg. Im Blickpunkt sollen Erlebnisse und Erfahrungen mit der iranischen Bevölkerung stehen.
Leider konnte man nur vier Bilder einsenden.
Es viel mir schwer aus meinen entsprechende auszuwählen.




27. Januar 2012

Istanbul

Mal ein kleiner visueller Vorgeschmack auf Istanbul

25. Januar 2012

Von Teheran nach Ankara

An meinem letzten Tag in Teheran fand auch meine Abschlussprüfung in der Schule statt. Am Abend zuvor hatte ich mich noch mit meinen iranischen Jungs zum Wasserpfeiferauchen im "Fonus" getroffen, es hieß Abschied nehmen, was nicht gerade sehr leicht war, da man nie weiß wann man sich vielleicht wieder sieht und die iranische Mentalität, die mit solch einer Situation sehr emotional umgeht, machte es mir nicht leichter.
Die Prüfung hatte ich bestanden, aber ich brauchte vor meiner Abreise noch mein Zertifikat, das war das Problem. Ich hatte knapp eine Woche vorher Bescheid gegeben, dass ich Mittwochabend aus Teheran losfahre und dass sie alles fertig machen sollen. Ich ging demnach guten Gewissens in das Büro für diese Angelegenheit und es war natürlich zu viel verlangt gewesen, ausser einer sehr unsympathischen Aufforderung die Tür von Außen zuzumachen schlug mir nichts entgegen. Dennoch hielt ich nach den anfänglichen Schwierigkeiten mein Abschlusszeugnis knapp zwei Stunden später in Händen, ich bin froh das es überhaupt noch geklappt hat.
Die zwei Stunden hatten jedoch meinen ohnehin schon knappen Zeitplan vollends ruiniert. Also noch schnell von Kommilitonen verabschieden, einen letzten Cappuccino mit Sindra in meinem Lieblingscafé "Lamiz", zurück ins Studentenwohnheim, Sachen packen und Zimmer ausräumen, ungespültes Geschirr einfach in der Spüle stehen lassen, alles was nicht in den Rucksack passt verschenken oder wegwerfen (das ist einiges), zu einer befreundeten Familie fahren, um dort noch "Tschüss" zu sagen, aber vorher noch ein paar Shirinies (süße Gebäckstücke) als kleine Aufmerksamkeit kaufen, dort dann Verabschieden und noch nen Tee trinken, wieder eine eher traurige Angelegenheit, dann schnell los, mehr als zwei Stunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bahnhof fahren, mit dem Taxi hät's wahrscheinlich drei gedauert, geschafft. Jetzt liegen vor mir nur großzügig berechnete 60 Stunden Zugfahrt nach Ankara.

meine Crew

im Süden Teherans liegt der Bahnhof

Ich muss noch eine ganze Weile in der Bahnhofshalle warten, die ganze Hast also umsonst, aber nein lieber zu früh da sein, ne. Ich merke, dass mir der Abschied doch schwerer fällt als angenommen. Ich habe Teheran gern gewonnen. Jemand gibt das Zeichen, dass der Zug betreten werden kann und reißt mich so aus meiner Wehmut, los geht's. Ein bestimmtest Abteil und einen Sitzplatz wird mir zugewiesen, ein Fensterplatz. In meinem Abteil reisen außer mir noch drei weitere Personen, ein Herr Mitte-Ende 40 aus Mashad und zwei Luren in etwa meinem Alter. Eine Unterhaltung über Wirtschaft ist im Gange als ich das Abteil betrete, vor allem die Inflation des Iranischen Rials ist ein Thema, ich verstehe zwar alles, kann und möchte auch nicht mitreden, was die anderen wohl als unhöflich ansehen werden, solange bis sie merken, dass ich Ausländer bin. Aber ich finde noch keinen Einstieg oder keine Gelegenheit mich vorzustellen. Der Typ aus Maschad macht die ganze Zeit so ein "nttttt nttttt nttttt"-Geräusch während die anderen die aktuellsten Nachrichten kundgeben. Die Luren: "Es ist illegal Dollar zu tauschen." Er: "nttttt", die Luren: ", die Es wird genauso geahndet wie Schmuggel." Er: "nttttt" die Luren: "Man will das Internet verstaatlichen" Er: "nttttt". Er drückt damit seine Zustimmung, sein Erstaunen und sein Bestürzten aus. Es nervt mich.

Lurenfüße und meine natürlich

Der Zug fährt sehr langsam und wir halten oft und lange. Ich gehe also nach einem Abendsnack schlafen. Sogar, wer hätte es für möglich gehalten, halten wir zum Beten an. Natürlich hab ich mich inzwischen ausführlich vorgestellt und meine Lebensgeschichte bis ins Detail erläutert, warum ich jetzt im Iran war verstehen sie trotzdem nicht und sowieso nicht, warum ich es mir antue mit dem Zug zu fahren.
In Tabris ist ein längerer Stopp eingeplant, das Gepäck wird geprüft. Einer der beiden Luren, Omid, ist der Meinung, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist eine Ladestation für seinen Kameraakku zu kaufen, in einem Geschäft, das Außerhalb des Bahnhofs liegen soll. Tja...da hat er sich verspekuliert. Als der Zug losrollt sind die beiden Jungs nicht an Board. Der Herr aus Mashad und ich sitzen da und wissen nicht was wir tun können, gucken nur blöd. Doch schon hält der Zug wieder und wer steigt ein, die Luren. Jetzt sag du mal der Deutschen Bahn, dass sie nachdem sie schon losgefahren war, nochmal anhalten soll, weil da zwei Typen auf den Schienen der Bahn hinterherrennen und noch rein wollen...


In der Nacht erreichen wir den Grenzposten vor der Türkei, wir sind bis jetzt ca. 24 Stunden unterwegs. Alle müssen aussteigen und zu einem kleinen Häuschen, in dem uns ein Grenzbeamter seinen Stempel in unseren Pass reindrücken will. Es dauert natürlich ewig und es gibt zwei Reihen, eine für Frauen und eine für Männer. Das ganze hat so ein Flüchtlingsflair, bei Nacht und Nebel aus dem Iran in die Türkei geflüchtet, nur ein kleiner, dicker und bestechlicher Beamter zwischen mir und der Grenze.




Und endlich ging es wieder weiter, "Alles einsteigen". Stunden später erreichen wir Van, nur war es inzwischen Mitten in der Nacht und eigentlich hatte ich mir vorgestellt am Tag über den See von Van zu fahren. Betten gibt es auf dem Schiff, der Fähre, in die wir jetzt umsteigen müssen auch nicht, nur unbequeme Sitze. Es ist demnach auch nicht an Schlaf zu denken, höchstens diese Minutennickerchen, aus denen du dann martialisch geweckt wirst, weil jemand an dir vorbei will und förmlich auf dich fällt oder weil die Mitreisenden vor dir einfach kein Gespür dafür haben wie laut sie sich eigentlich anschreine, von den kleinen Kindern, die Fangen spielen will ich erst gar nicht anfangen. Außerdem gibt es in jedem Fenster des Schiffes kleine Löcher, wohl zur Frischluftzufuhr. Was allerdings mit sich bringt, dass die Raumtemperatur sich der von Draußen immer mehr assimiliert. Die Minusgrade schleichen sich so in den Passagierraum und außerhalb des Schiffes hat es gute -14°C. Ich friere jedenfalls. Die Reisenden freunden sich aufgrund der Extremsituation untereinander an, stehen auf Deck und Rauchen oder packen ihre Wasserpfeifen aus und versammeln sich in einem umfunktionierten Gebetsraum um dann dort im Nebel unsichtbar zu werden. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass sich ein Deutscher unter den Reisenden befindet, der einige Monate in Teheran gelebt und der persischen Sprache mächtig ist. Das muss man ausnutzen ist der Tenor. Immer wieder gesellen sich neugierige Iraner zu mir und stellen die seltsamsten Fragen zu allen möglichen Themen. Einer will wissen, warum wir die Türkei nicht in die EU aufnehmen, ein anderer fragt mich welche deutsche Universität für Wirtschaftspsychologie die Beste sei und was er tun muss um dort angenommen zu werden. Der Neffe einer Dame wurde aus Deutschland ausgewiesen, weil sein Visum abgelaufen war. Sie fragt wann der frühestmögliche Zeitpunkt für einen neuen Visumsantrag wäre und ob es nun komplizierter wäre eines zu bekommen. Warum ich mit dem Zug reise verstehen sie natürlich nicht. Warum ich im Iran war sowieso nicht.

Mehdi und Icke

Am sehr frühen Morgen, meine Reserven sind dem Ende nahe, erreicht das Schiff das andere Ufer und man wechselt in den türkischen Zug, es dauert wie immer ewig. Meine Müdigkeit zwingt mich zu schlafen und es ist ein wunderbares Gefühl, sich ausstrecken zu können. Doch sehr lange wehrt der Schlaf nicht, es gibt Grund zum Aufstehen, die Luren kommen aus dem Speisewagen zurück. Das bedeutet: mein erstes Bier nach drei Monaten Abstinenz. Man hätte auch im Iran welches haben können, allerdings illegal natürlich. Das einzige Bier das du im Iran im Laden kaufen kannst ist alkoholfrei und ich bezweifle, dass es wirklich gebrautes Bier ist. Schmecken tut es eher wie Eistee und man bekommt es in allen nur denkbaren Geschmacksrichtungen. Alle die schon mal "Delester" getrunken haben wissen wovon ich spreche. Es ist durchaus lecker und eine Alternative zu Karamalz oder Vitamalz, aber eben kein Bier.
Es bleibt natürlich nicht bei einem 0,5er, im Zugrestaurant geht es weiter, nicht sehr lange zwar, da nach der dritten Runde auch schon wieder Schluss ist, die Mischung aus Müdigkeit und Trunkenheit lässt mich jedenfalls sehr gut weiterschlafen. Am Abend trete ich gegen die ganze Bagage im Backgammon an, einige kann ich schlagen, aber nicht alle, die sind nämlich richtig gut und haben Tricks drauf das ahnst du nicht.



Am nächsten Tag erfahre ich, dass der Zug jetzt doch bis nach Istanbul weiterfahren wird. In Iran konnte ich nur bis Ankara buchen. Ich hatte mir schon einen Tag in Ankara eingerechnet und wollte am Abend einen Nachtbus nach Istanbul nehmen, das blieb mir jetzt erspart.
Die nächste Zeit wird mir wieder mit schönen Gesprächen vertrieben. Wir haben Ankara hinter uns gelassen und inzwischen ca. 65 Stunden Zugfahrt in den Beinen. Ein 23 Jähriger Iraner, seinem Dialekt nach wohl aus dem Süden stammend, hat es sich zur Aufgabe gemacht mich von seiner Religion zu überzeugen, was ihm partout nicht gelingt. Er ist der Meinung, dass der Islam, weil er die neuste Religion ist, auch die "vollkommenste" sein muss. Er prangert das Christentum wegen der Dreifaltigkeit an und erzählt mir von Wundern, die in seiner Religion zu gegen sind, ist richtig schockiert als ich ihm sage, dass ich an keine Religion glaube. Das führt schnell zur der Frage wer dann die Welt erschaffen hat? Ihm mit Charles Darwin zu antworten ist meiner Meinung nicht angemessen. Es ist nicht leicht mit religiösen Menschen über die Welt zu diskutieren, irgendwann ist immer der Punkt erreicht, an dem ihre Erklärung "wegen Gott" oder "Gott hat das erschaffen" die Unterredung zum Erliegen bringt. Deshalb bin ich auch sehr erleichtert als Mehdi ins Abteil stürmt und mir von Deutschen im Speisewagen berichtete, ich solle kommen und übersetzen. Ich glaubt ihm natürlich kein Wort, aber will die Chance nutzen um aus dem Gespräch mit "Mohammed" fliehen und folge dem Luren ins Restaurant.
Und tatsächlich war in Ankara eine Gruppe Erasmusstudenten eingestiegen, unter ihnen auch Deutsche. Es tut gut endlich wieder deutsch zu sprechen. Erst halten sie mich natürlich für einen Iraner oder einen Türken und waren gleichermaßen erstaunt, das legt sich aber schnell.
Die Zeit vergeht jetzt schneller und kaum sieben Stunden später sind wir auch schon in Istanbul, man bekommt halt einfach ein anderes Zeitgefühl.

Bahnhof Istanbul

Ich bin wirklich froh den Landweg gewählt zu haben. Es war immens aufregend, anstrengend und vor allem war es extrem lang. Man sehnt sich nach so vielem während der Reise, ob es die Dusche ist (hatte ich erwähnt, dass es ab der türkischen Grenze kein Wasser mehr auf den Zugtoiletten gab?) oder ein kleiner Spaziergang, die deutsche Sprache, das Internet oder ein richtiges Bett. Ein bisschen hat es sich nach Gefängnis angefühlt, zumindest stell ich mir so das Gefühl vor, dass man im Gefängnis hat. Man liegt ständig auf seiner Pritsche, liest und schläft. Die einzige Abwechslung ist der Gang in den Speisewagen.

17. Januar 2012

Khodahafez

Mein Aufenthalt in Teheran und Iran ist morgen zu Ende und ich trete die Rückreise an. Ich werde es jedoch langsam angehen lassen und fahr deshalb mit dem Zug über Ankara und Istanbul. Das war eigentlich mein Plan für die Anreise. Dieser Plan ging allerdings nicht auf, da mein Visum viel zu spät ausgestellt wurde.
Knapp 60 Stunden im Zug....und ab dafür.
In der Türkei hab ich mal ne Woche eingeplant, dann soll es weitergehen nach Ägypten und dort vorallem Kairo.


26. Dezember 2011

Es Weihnachtet sehr........nicht!

Wie soll  ich es sagen, naja... Ich muss zugeben, nie ein besonderer Liebhaber der Weihnachtszeit gewesen zu sein. Wie auch, Ende August fangen die deutschen Supermarktketten an die Weihnachtsdekoration aufzubauen. Plötzlich gibt es eine eigene Abteilung für Weihnachtsgebäck. Es gibt Spekulatius, Lebkuchen, also diese Lebkuchentaler von denen man ungefähr pro Stück ein Kilo zunimmt, dann noch meine Lieblingsweihnachtssüßigkeiten, die Marzipankugeln. Von denen kauf ich mir schon im Sommer soviel, dass ich normalerweise ab September mindestens für ein Jahr keine mehr essen kann. Oh ja und diese miesen Dominosteine, die vollgepumpt sind mit Gelatine, Christstollen und was es nicht sonst noch so gibt.
Worauf ich hinaus will ist, dass mich das alles nur so medium begeistert und mir der Weihnachtshype eigentlich immer auf die Nerven geht. Meine Euphorie für das anstehende Fest ist dann meistens das Resultat, nämlich "kein Bock".
Dieses Jahr ist alles anders, ich hab zwar noch die ersten Zimtsternverkaufsaktionen bei Aldi und Co. mitbekommen, war dann aber doch ziemlich schnell weg und hier im Iran gut isoliert. Je näher dann der 24. Dezember kam, desto mehr sehnte ich mich nach all diesem Drumherum. Seit über 30 Jahren habe ich kein Weihnachten in Deutschland ausgelassen, also niemals war ich nicht in Deutschland. Und seit vielen Jahren in denen ich entweder in Ulm oder in Hamburg wohnte, war es zu einem Brauch, zu einer quasi Routine geworden nach Heidelberg zu fahren, um dort im Kreise der Familie ein paar Tage lang nix anderes zu machen, als sich den auch voll zuhauen und all das was man das ganze Jahr über vernachlässigt hatte nachzuholen. Man traf sich mit ehemaligen Schulkameraden, die inzwischen verheiratet waren oder schon ein paar Kücken im Nest hatten, am besten natürlich beides. Man wunderte sich darüber wie klein Heidelberg plötzlich war, war total begeistert, dass die hier so nen tollen Sing Sang haben, auch Kurpfälzisch genannt, und war dann nach vier fünf Tagen spätestens wieder genervt von allem. Man hatte auch dieses Jahr wieder dem Streit mit der Familie nicht entgehen können und sehnte sich nach seinen eigenen vier Wänden, wo man selbst der Chef war. Wo man Geschirr so lange in der Spüle stehen lassen konnte bis es sich von selber sauber machte oder wegrannte.
Dieses Weihnachten bin ich hier im Iran und vermisse genau dieses Prozedere, alles daran, auch die Dinge die mich normaler Weise so sehr nerven und mir den Spaß an unserem Fest so sehr vermasseln.
Und genau deshalb hab ich mich dazu breitschlagen lassen gestern in die Kirche zu gehen. Klar, alleine wäre ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, ein paar andere Deutsche, die die gleiche Sprachschule besuchen, hatten den Vorschlag gemacht. Eine deutsche protestantische Kirche mitten in Teheran. Da sitzt du dann während der Messe auf der Bank und erinnerst dich plötzlich an deine Schulzeit, als es noch diesen ökumenischen Gottesdienst gab...irgendwann hab auch ich rausgefunden, dass man da nicht hin muss.
Aber ein paar Lieder und Gebete kannte ich doch noch. Ehrlich gesagt, es war echt schön. Und so viele Deutsche, was die wohl alle hier machen? Kleine Jungs, die von ihren Eltern für dieses Ereignis in ihre bayrischen Lederhosen gesteckt wurden und ein Strickjäckle anziehen mussten.
Nach der Messe wurden wir ins Pfarrhaus eingeladen, es gab reichlich zu essen und zu trinken. Kartoffelsalat mit Würstchen, ja mit Schweinswürstchen. Punch war auch bereitgestellt, richtiger Wein und Sekt. Es kamen schöne Gespräche zustande und für kurze Zeit fühlte man sich wie in Deutschland, obwohl ich wahrscheinlich Weihnachten noch nie so zeremoniell gefeiert hatte. Nächstes Jahr bleib ich auf jeden Fall daheim und lass mich wieder von dem Weihnachtsstress nerven.

erst in der Kirche:


und dann im "Deutsch Archäologischen Institut":

 
bei uns in der Schule haben die doch tatsächlich noch nen Tannenbaum rausgekramt:

22. Dezember 2011

Yazd und Esfahan

In Yazd angekommen fuhren wir mit dem Taxi in das Silk Road Hotel, welches sich in unmittelbarer Umgebung der Freitagsmoschee im alten Stadt Zentrum von Yazd befindet. Die ganze Stadt war in Vorbereitungen für die kommenden Feiertage und deshalb blieben viele Sehenswürdigkeiten geschlossen. Am ersten Nachmittag und Abend gingen wir dementsprechend einfach nur umher und klapperten die Sehenswürdigkeiten ab, die unmittelbar in der Nähe unseres Hotels waren.

Freitagsmosche, wegen Bauarbeiten nicht sehr fotogen




Am zweiten Tag arrangierten wir eine Tour zu einem zaratustrischen Feuertempel außerhalb von Yazd und fuhren von dort aus weiter in ein verlassenes Lehmdorf. Wir fuhren durch atemberaubende Wüsten- und Gebirgslandschaften, was absolut nach meinem Geschmack war, am liebsten wäre ich ausgestiegen und einfach drauflos gestiefelt.


Chak Chak


Charanak

Am nächsten Tag ging es dann auch schon wieder weiter auf meinem Speedtrip durch Iran, Esfahan war der nächste Halt. Wir hatte aus der Fahrt nach Yazd gelernt und uns schon am Anreisetag ein Ticket für Esfahan besorgt, so dass die Fahrt diesmal sehr gemütlich und ohne Aufregung ablief.
In Esfahan angekommen dauerte es keine zwei Minuten, das hatte uns auch schon eine Gruppe Esfahaner abgefangen. Überaus freundlich, sie waren sehr daran interessiert was uns hier her verschlagen hatte. Wir tauschten also unsere Geschichten aus. Ein Mädel aus der Gruppe, ich sag jetzt einfach mal "Mädel", obwohl sie schon über 30 war, hatte es besonders auf uns abgesehen und es dauerte nicht lange, da hatte ein Australier, der mit uns gefahren war, schon einen Heiratsantrag an der Backe. Nun verstand der kein Persisch und war ihr hilflos ausgeliefert. Ich fing an für ihn zu übersetzen und erklärte ihm, dass sie ihn heiraten wolle. Ihr Grund war simpel, sie wollte raus aus Iran und ein Leben in Europa oder zumindest der westlichen Welt leben. Australien gefiel ihr, noch lieber wollte sie nach Europa, vor allem Spanien hatte es ihr angetan. Ihre Vorstellung war, dass sie die Ehefrau eines Europäers wird, ohne viel Akt aus Iran nach Europa einreisen durfte, sich dann wohl wieder scheiden ließe. Sie hatte auch gespart, sagte sie ganz stolz, umgerechnet hatte sie vielleicht 5000€ auf ihrem Konto. Ich behielt für mich, dass dieses Geld nicht lage reichen würde. Mit Argumenten, wie in Spanien gibt es eine hohe Arbeitslosenquote, so einfach ist das mit dem Einreisen nicht, es ist schwer die deutsche oder die spanische Staatsbürgerschaft zu bekommen, kamen wir nicht weit. Und es dauerte auch nicht lange, da wurde ich zu ihrem Opfer, ich verstand zumindest ansatzweise, was sie sagte und was sie wollte. Es half alles nichts und so musste ich sie hart zurückweisen und ihr erklären, dass ich in einer glücklichen Beziehung bin. Aber selbst das funktionierte nicht und sie zog sich immer wieder irgendwelche Ideen aus den Haaren. Es war auch amüsant und die ganze Truppe war sehr sympathisch, deshalb konnte wir auch die unausweichliche Einladung zum Tee nicht abschlagen.
Angekommen in ihrem bescheidenen Heim erwiesen sie sich als wunderbare Gastgeber und es dauerte nicht lage, da hatte jeder von uns einen heißen Tee und eine Schüssel Suppe vor sich stehen.
Ein anderes Mädchen war fest davon überzeugt, dass jetzt der Moment sei ihre Englischsprachkünste vorzuführen, viel mehr als "yes", "no" und thank you war leider nicht drin. Aber sie war nicht davon abzubringen es stehts auf neue zu versuchen. Auch die Heiratswillige war wieder mit von der Partie und hatte sich inzwischen herausgeputzt und in Schale geworfen, als ob sich dadurch die Visabestimmungen ändern würden, oder unsere Meinung über eine schnelle Heirat hier im Iran.
Die Suppe war eher gewöhnungsbedürftig und so freuten wir uns über die Wasserpfeife, die nach dem Essen herumgereicht wurde.
Es war aber auch Zeit geworden uns um ein Zimmer für die Nacht zu kümmern, es war schon dunkel und um ehrlich zu sein war ich müde geworden von englischen Einwortsätzen und hartnäckigen Heirats- bzw. Auswanderungswünschen. Wir verabredeten uns dennoch für den Abend zu einem Lagerfeuer, Hähnchen und Wasserpfeife in einem Park am Fluss. Wir würden abgeholt werden, so zwischen sieben und acht.

Dormitory im "Amir Kabir Hostel" in Esfahan


Ein Hotelzimmer war schnell gefunden und musste auch nur für eine Nacht das Bedürfnis nach Schlaf stillen können. Abgeholt wurden wir dann auch, aber ach iranischer Uhr erst um kurz vor neun. Es war schweinekalt und das Feuerchen, das wir entzündeten, hielt uns gerade vorm Erfrieren ab. Das Hähnchen war dafür eine absolute Eins und im großen und ganzen war es ein sehr netter Abend.



Der nächste Tag war für die Sehenswürdigkeiten Esfahans eingeplant. Etwa sechs bis sieben Stunden lang spazierten wir auf der "Half of the World" Walking Tour. Sie beinhaltet die meisten Sehenswürdigkeiten. So hakten wir also nacheinander Moscheen, Plätze, schöne Gärten, den Basar, Freitagsmoschee, Emammoschee und Emamplatz ab. Ich sag das jetzt hier zwar so ein bisschen plump, als ob es nicht interessant gewesen wäre, war es aber durchaus, hauptsächlich der Emamplatz oder Emamsquare ist gigantisch und hatte eine ganz besondere, eigene Stimmung. Ich war nur extrem müde von all den Sehenswürdigkeiten und sehnte mich schon ein wenig nach Teheran, nach meinem eigenen Bett, dass nicht durchgelegen war und nach Zeit für mich, in der ich das ganze hier verarbeiten konnte was ich hier gesehen hatte.

 


 





 

Um, ich glaube 18:00 Uhr ging unser Bus zurück in die Hauptstadt, fünf bis sechs Stunden waren veranschlagt. Wir gönnten uns den VIP Bus mit extra bequemen Sitzen und noch mehr Platz für jeden Reisenden. Als wir am Busbahnhof in Teheran ankamen war es Mitternacht und das Taxi kostete mit Nachtzuschlag letzten Endes fast genauso viel wie die Fahrt von Esfahan

21. Dezember 2011

Die Fahrt nach Yazd

Unsere Zeit in Shiraz war dann auch vorbei und es sollte nun weitergehen nachYazd, eine Stadt, bisschen kleiner sowie umgeben von Wüste und Bergen. Worauf ich mich natürlich sehr freute, da ich eigentlich jetzt schon genug hatte von Moscheen und Minaretten und auch im Basar hatte ich mich schon sattgesehen. Yazd ist ausserdem berrühmt für Stoffe und war vor soundsoviel Jahren ein wichtiger Umschlagsort Irans, weil nämlich an der Seidenstraße gelegen.
Jup, wir hatten erfahren, dass es einen Bus um 7:30 Uhr morgens gibt, der etwa fünf bis sechs Stunden bis nach Yazd, die Stadt unseres Begehrens, braucht. Von Carlos hatten wir uns kurzzeitig getrennt, den es noch weiter in den Süden trieb. Wir wollten uns dann auf unserer nächsten Etappe in Shiraz wieder treffen. Kjetil, der Norweger, und ich sind also zeitig aufgestanden und auch dementsprechend früh am Busbahnhof von Shiraz angekommen. Nun gab es leider aber keinen freien Platz mehr in dem 7:30 Uhr Bus, zumindest sagte uns das der nette Herr am Verkaufsschalter.Der nächste Bus fuhr um elf, was für unseren Geschmack reichlich spät war. Wir wollten natürlich erstens keine vier Stunden am Bahnhof totschlagen und zweitens hieße das dann ja auch erst so gegen 19:00 Uhr in Yazd ankommen, was sagen wir mal unserem Zeitmanagement in quere käme, Hotelzimmer suchen, paar Sachen in der Stadt anschauen usw. Wir haben also den Bus aufgesucht, der tatsächlich auch nach den Angaben der Busfahrer ausgebucht war. Hmmm, wir standen also da rum und wussten nicht so recht was machen. Nochmal zum Busfahrer hin und ihn fragen ob wir nicht doch irgendwie mitfahren können, zum Beispiel wenn jemand nicht kommt der gebucht hatte und so. Der Busfahrer meinte dazu, dass das schon ginge, aber das auch noch andere genau auf diese Situation warteten. Jo, sieht schlecht aus mein ich gerade noch zu Kjetil, doch dann dreht sich der Fahrer noch mal um und meint: "Ihr kommt nicht aus dem Iran, oder?" was ja nun offensichtlich war. Wir haben ihm also unsere Geschichte erzählt, ich meine, dass meine Mutter ursprünglich aus dem Iran kommt und ich nicht zweisprachig aufgewachsen bin und endlich die Chance ergriffen habe, meine Muttersprache zu lernen und dass ich zum ersten Mal hier im Iran bin um das Land zu erkunden. Dann Kjetil, der aus Norwegen kommt, dort a der Uni auch Studien zum Mittleren Osten studiert und sich, seiner Meinung nach, für die schönste Sprache, nämlich Persisch, entschieden hat. Der Busfahrer, sein Name ist mir leider entfallen, fand das alles höchst interessant, sowie natürlich auch 99% aller anderen Iraner, denen ich diese Geschichte erzählt habe. Ich weiß gar nicht mehr wie oft schon insgesamt und das ist auch die beste Geschichte, die ich fehlerfrei auf persisch von mir geben kann. Naja, er war also total begeistert und meinte dann, dass er uns auf jeden Fall mitnehmen wird und wenn's nicht anders geht, dann halt in der Schlafkajüte der Fahrer oder im Frachtraum, wenn wir da nichts dagegen hätten. Das war ne gute Nachricht und Kajüte ist super, dachte ich mir, sah mich schon die ganze Fahrt neben einem stinkenden und schnarchenden Busfahrer liegen, der zuvor 20 Stunden am Stück gefahren war und sich die Zähne wahrscheinlich das letzte Mal irgendwann im Sommer geputzt hatte.
Die ganze Geschichte endete natürlich ganz harmlos, wir bekamen einen Platz, nachdem wir ein bisschen Personentetris gespielt hatten, vier fünf Personen Plätze tauschten, sodass auch ja kein fremder Mann neben einer fremden Frau saß, saßen wir sogar nebeneinander. Und schon ging es los nach Yazd.

19. Dezember 2011

ah ja, es ging ja noch weiter

In Shiraz wollen dich eigentlich alle Taxifahrer nach Persepolis, also nach Takhte Jamshid, fahren und klar, das ist für sie auch die beste Einnahmequelle. Wenn sie bemerkt haben, dass du ein Tourist bist, dann wollen sie dich aber auch hinters Licht führen und lassen sich die phantasievollsten Preise einfallen. Wir haben am ersten Tag in Shiraz einfach mal ein paar Taxifahrer, nur so aus Interesse, angehauen und gefragt, was es denn kosten würde nach Takhte Jamshid und Naqshe Rostam zu fahren und natürlich auch wieder zurück. Die Preise hatten eine Spannbreite von 450.000 Rial bis hinzu etwa 800.000 Rial, was etwa 30€ bis 60€ entspricht.  Jeder meinte natürlich, dass sein Angebot unschlagbar wäre und er es nur für uns, weil er uns so gerne hat, so günstig anbieten würde.
Letzten Endes haben wir uns dann für eine der günstigeren Variante entschieden, aber mehr weil der Fahrer vernünftig war und den Anschein machte uns nix aufschwäzen zu wollen.
Morteza, so hieß er, holte uns also am morgen so gegen 8:00 Uhr in unserem Hotel in der Anvaristrasse ab. Wir hatten gerade gefrühstückt und der Morgen versprach schon einen angenehm sonnigen Tag, wir waren also guter Dinge. Also nicht das jetzt jemand falsche Hoffnungen hägt, wir fahren nur ach Persepolis und schauen uns Ruinen an, wir werden nicht ausgeraubt, entführt oder Zeuge einer Explosion oder was auch immer, nur ne Ruine, die um 518 vor Christus vom persischen König Darius dem I als Repräsentationshauptstadt erbaut wurde, er hat sie bauen lassen. Griechische Geschichtsschreiber haben die dann Persepolis genannt. Heute ist sie UNESCO-Weltkulturerbe und diente auch den sagen wir mal "rahmensprengenden" Feierlichkeiten zum Neujahrsfest und gleichzeitig der 2500 Jahrefeier zu Shahzeiten.
Dort angekommen steht man auf einem riesigen Areal, welches dann im Nordosten von Bergen oder Hügeln abgeschlossen wird. Um ehrlich zu sein steht nicht mehr viel und einiges ist rekonstruiert worden. Dennoch reichen die Überreste aus, um der Fantasie, natürlich zusammen mit angelesenem Wissen, einen guten Rahmen zu geben hier die Geschichte zu imaginieren. Also auf gut deutsch hab ich Gänsehaut bekommen bei dem Anblick eines so geschichtsträchtigen Bodens. Genauso wie bei Stonehege kann man sich nicht vorstellen, wie es zu damaliger Zeit möglich gewesen sein soll, ein solches Bauwerk, solche Bauwerke zu errichten. Die Säulen sind teilweise, ach keine Ahnung wie hoch, aber sie sind enorm hoch. Und von solchen Säulen gab es hunderte, ein Saal, der leider nicht mehr erhalten ist, heißt sogar Saal der 100 Säulen. Und auf diese dann noch nen Dach bauen.... ich fand heftig und atemberaubend. In den Bergen sind zwei Königsgräber eingehauen, die so ein bisschen an ägyptische  erinnern. Diese sind auch extrem wichtig für die Wissenschaft, vor allem für die Sprachkundler. Anhand der Inschriften, die meist mehrsprachig eingraviert wurden, konnten diese ganze Sprachen rekonstruieren und erforschen. Ich lass jetzt mal gut sein und Bilder sprechen, den Rest kann man ja nachlesen.



Takhte Jamshid










Und dann sind wir noch ein kleines Stück weiter gefahren, wo es noch mehr Königsgräber gibt, noch mehr Geschichte und noch mehr Inschriften:

Naqshe Rostam