Wie soll ich es sagen, naja... Ich muss zugeben, nie ein besonderer Liebhaber der Weihnachtszeit gewesen zu sein. Wie auch, Ende August fangen die deutschen Supermarktketten an die Weihnachtsdekoration aufzubauen. Plötzlich gibt es eine eigene Abteilung für Weihnachtsgebäck. Es gibt Spekulatius, Lebkuchen, also diese Lebkuchentaler von denen man ungefähr pro Stück ein Kilo zunimmt, dann noch meine Lieblingsweihnachtssüßigkeiten, die Marzipankugeln. Von denen kauf ich mir schon im Sommer soviel, dass ich normalerweise ab September mindestens für ein Jahr keine mehr essen kann. Oh ja und diese miesen Dominosteine, die vollgepumpt sind mit Gelatine, Christstollen und was es nicht sonst noch so gibt.
Worauf ich hinaus will ist, dass mich das alles nur so medium begeistert und mir der Weihnachtshype eigentlich immer auf die Nerven geht. Meine Euphorie für das anstehende Fest ist dann meistens das Resultat, nämlich "kein Bock".
Dieses Jahr ist alles anders, ich hab zwar noch die ersten Zimtsternverkaufsaktionen bei Aldi und Co. mitbekommen, war dann aber doch ziemlich schnell weg und hier im Iran gut isoliert. Je näher dann der 24. Dezember kam, desto mehr sehnte ich mich nach all diesem Drumherum. Seit über 30 Jahren habe ich kein Weihnachten in Deutschland ausgelassen, also niemals war ich nicht in Deutschland. Und seit vielen Jahren in denen ich entweder in Ulm oder in Hamburg wohnte, war es zu einem Brauch, zu einer quasi Routine geworden nach Heidelberg zu fahren, um dort im Kreise der Familie ein paar Tage lang nix anderes zu machen, als sich den auch voll zuhauen und all das was man das ganze Jahr über vernachlässigt hatte nachzuholen. Man traf sich mit ehemaligen Schulkameraden, die inzwischen verheiratet waren oder schon ein paar Kücken im Nest hatten, am besten natürlich beides. Man wunderte sich darüber wie klein Heidelberg plötzlich war, war total begeistert, dass die hier so nen tollen Sing Sang haben, auch Kurpfälzisch genannt, und war dann nach vier fünf Tagen spätestens wieder genervt von allem. Man hatte auch dieses Jahr wieder dem Streit mit der Familie nicht entgehen können und sehnte sich nach seinen eigenen vier Wänden, wo man selbst der Chef war. Wo man Geschirr so lange in der Spüle stehen lassen konnte bis es sich von selber sauber machte oder wegrannte.
Dieses Weihnachten bin ich hier im Iran und vermisse genau dieses Prozedere, alles daran, auch die Dinge die mich normaler Weise so sehr nerven und mir den Spaß an unserem Fest so sehr vermasseln.
Und genau deshalb hab ich mich dazu breitschlagen lassen gestern in die Kirche zu gehen. Klar, alleine wäre ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, ein paar andere Deutsche, die die gleiche Sprachschule besuchen, hatten den Vorschlag gemacht. Eine deutsche protestantische Kirche mitten in Teheran. Da sitzt du dann während der Messe auf der Bank und erinnerst dich plötzlich an deine Schulzeit, als es noch diesen ökumenischen Gottesdienst gab...irgendwann hab auch ich rausgefunden, dass man da nicht hin muss.
Aber ein paar Lieder und Gebete kannte ich doch noch. Ehrlich gesagt, es war echt schön. Und so viele Deutsche, was die wohl alle hier machen? Kleine Jungs, die von ihren Eltern für dieses Ereignis in ihre bayrischen Lederhosen gesteckt wurden und ein Strickjäckle anziehen mussten.
Nach der Messe wurden wir ins Pfarrhaus eingeladen, es gab reichlich zu essen und zu trinken. Kartoffelsalat mit Würstchen, ja mit Schweinswürstchen. Punch war auch bereitgestellt, richtiger Wein und Sekt. Es kamen schöne Gespräche zustande und für kurze Zeit fühlte man sich wie in Deutschland, obwohl ich wahrscheinlich Weihnachten noch nie so zeremoniell gefeiert hatte. Nächstes Jahr bleib ich auf jeden Fall daheim und lass mich wieder von dem Weihnachtsstress nerven.
erst in der Kirche:
und dann im "Deutsch Archäologischen Institut":
bei uns in der Schule haben die doch tatsächlich noch nen Tannenbaum rausgekramt:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen