Für eine Bleibe hatten wir also gesorgt, jetzt ging es daran den Tag sinnvoll zu gestalten. Shiraz bietet Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle und schon der Blick in meinen Reiseführer verriet mir, dass zwei Tage einfach zu wenig sind um der Stadt gerecht zu werden, eine Herausforderung also. Wir beschlossen einfach mal planlos loszugehen, Hauptsache ins Freie und einen kleinen Eindruck gewinnen. Es stellte sich heraus, dass unser Hotel, strategisch gesehen, optimal gelegen war. Keine 20 Meter gelaufen und schon befanden wir uns in Mitten des Zentrums auf dem "Bolvar-e Karim Khan-e Zand", der wahrscheinlich größten Straße von Shiraz. Blauer Himmel und Sonnenschein, gefühlte 20 Grad, gute Luft, jetzt gleich noch was zu Essen schnappen, ein wonniges Gefühl erfasste mich und ich hatte richtig Bock auf die Stadt.
Mitten im Zentrum von Shiraz steht die Karim Khan Festung, ne Burg quasi. Und diese Burg war Ende des 18. Jahrhunderts, bevor dann die Hauptstadt von den Qajaren 1789 nach Teheran verlagert wurde, Regierungssitz von Karim Khan-e Zand, der, man ahnt es schon, damals über fast ganz Persien herrschte.
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Karim Khan Festung |
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im Inneren der Karim Khan Festung |
Im Inneren der Festung befindet sich ein kleines Paradies, eine Gartenanlage mit Zitronenbäumen und Wasserbecken. Auch die Architektur der Gebäude ist sehr beeindruckend. Die angekündigte Ausstellung von Fotos aus dem Shiraz des 19. und 20. Jahrhundert hab ich allerdings nicht zu Gesicht bekommen.
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Madreseye Khan |
Danach führte uns unser Spaziergang tiefer ins Innere der Altstadt zur Vakilmoschee, deren Besuch uns sehr ans Herz gelegt wurde, leider aber geschlossen nicht geöffnet hatte. Nebenan ist dann auch gleich der Vakilbasar und die Madreseye Khan, beides hakten wir ab.
Ein absolutes Muss für jeden Touristen in Shiraz sind die Mausoleen die für die Dichter Hafez und Saadi errichtet wurden. Natürlich könnte ich jetzt sagen, dass es sich bei beiden im Endeffekt nur um besonders aufwendig gestaltete Gartenanlagen handelt....sag ich auch, aber man kann dennoch hinzufügen, dass hier eine besondere Stimmung herrscht. vielleicht gerade durch die vielen Besucher bewirkt bekommen diese Grabstätten ein besonderes Flair und auch eine eigene Wichtigkeit. In den wärmeren Jahreszeiten sollen hier, besonders im "Aramgah-e Hafez", Konvente veranstaltet werden, bei denen am Feuer bis spät in der Nacht Gedichte rezitiert werden.
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Saadi Mausoleum |
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Hafez Mausoleum |
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auch Saadi Mausoleum |
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Der Blick in den Bargh-e Naranjestan |
Naranjestan, oder auch Bargh-e Naranjestan-e Qavam, ist ein 1880 erbauter Gebäudekomplex, der dem zu diesem Zeitpunkt als Bürgermeister von Shiraz amtierenden Ali Mohammad Qavam al-Molk als Residenz und Verwaltungssitz diente. Eigentlich muss man hier von einer absoluten Prachtvilla sprechen, man ließ es sich an nichts fehlen, lebte quasi in Saus und Braus. Der Garten ist nach wie vor eine Augenweide, hier wachsen Palmen und Orangenbäume, auch gibt es die typischen Wasserbecken, die im Sommer für ein angenehm kühles Klima sorgten. Die Büro- und Wohnanlage wurde ebenso luxuriös gestaltet. Es gibt Wohnbereiche unterteilt in solche für den Sommer mit großen luftigen Räumen und andere für den Winter, die klein und gemütlich gehalten waren, vor allem aber die Wärme besser speicherten. Natürlich alles super aufwendig verziert und geschmückt, sogar Kacheln mit "deutschen Fräuleins" konnte ich finden.
Weiter ging's ins Pars-Museum, "großer Name, nix dahinter" war so mein Eindruck, ich kann's nicht so unbedingt weiterempfehlen. Es wurde doch eher wenig ausgestellt und auch thematisch schien es eher aus der Luft gegriffen und zusammengewürfelt. Allerdings bin ich natürlich auch dafür, dass man sich immer selbst einen Eindruck machen sollte. In den Reiseführern stehen da immer so Tops und Flops, die ich im Nachhinein so auch nicht bestätigen würde. Unbefangen hingehen und sich selbst nen Inspirieren lassen, ne! Apropos Tipps, einen hätte ich da dann doch noch. Es ist immer von Vorteil, wenn man die islamischen und örtlichen Feiertage kennt und berücksichtigt, manchmal sind's auch Monate! Während meines ganzen Trips war hier Muharram und das Ashurafest stand vor der Tür. Das hatte dann zur Folge, dass viele Sehenswürdigkeiten ganzeinfach geschlossen blieben. Auch Restaurants und so fahren ihren Betrieb runter, wir konnten z.B. während unserer Zeit in Shiraz keinen Ort finden, an dem uns gestattet war Wasserpfeife zu rauchen. Auch Ramadan, der Fastenmonat, ist eher schwierig für Touristen und Ausländer, es sei denn man will genau das erleben.
So, morgen geht's dann nach Persepolis und Naqsh-e Rostam, vielleicht die geschichtsträchtigsten Orte, die man im Iran besuchen kann.
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